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Toilettentraining - Heidelberger Modell

Harninkontinenz ist kein unvermeidbares Altersschicksal. Bei einer sachgerechten Diagnostik und individuell angepaßten Therapie gelingt es jedem fünften Patienten, wieder kontinent zu werden, bei jedem zweiten bessert sich die Inkontinenz.
Dieses Ergebnis wurde am Geriatrischen Zentrum Bethanien in Heidelberg erzielt, wie der Geriater Dr. Mathias Pfisterer bei der Tagung der International Continence Society in Heidelberg berichtet hat.

Dort wird die Versorgung der Betroffenen durch eine Kontinenzberatungsstelle koordiniert. In einem Modellprojekt an zwei Heidelberger Pflege- und Seniorenheimen soll nun überprüft werden, ob dieses Konzept, das sich in der geriatrischen Rehaklinik sehr bewährt hat, auf Senioren- und Pflegeheime übertragbar ist. Das Prinzip: Kontinenzberaterinnen, also spezialisierte Fachpflegekräfte, beraten Heimbewohner und schulen das Pflegepersonal, was bei Inkontinenzproblemen getan werden kann.
Den Schulungen gehen ärztliche Basisuntersuchungen voraus, etwa Inkontinenzanamnese, Toiletten-Tagebuch, Restharnbestimmung, Blutuntersuchung und Urinanalyse.
Kernstück des Konzepts ist ein Toilettentraining, das nicht nur bei Dranginkontinenz, sondern auch bei Belastungsinkontinenz und gemischten Formen angezeigt ist.
Werde Heimbewohnern regelmäßig ein Toilettengang angeboten, so vermindere sich bei bis zu 40 Prozent die Zahl der Inkontinenz-Episoden von drei bis vier am Tag auf eine oder keine, so Pfisterer.
Das Training bedeute für die Pfleger zunächst einen höheren Zeitaufwand, sagte Pfisterer. So habe eine Studie in einem Pflegeheim ergeben, daß ein Toilettengang im Schnitt 2,5 Minuten länger dauert als der Wechsel der Inkontinenzvorlagen.
Doch langfristig verringere sich die Arbeitsbelastung, wenn die Menschen weniger inkontinent seien oder ganz trocken würden. "Mitunter genügt schon ein Toilettenstuhl in erreichbarer Nähe, um das Problem in den Griff zu bekommen", sagte der Geriater.