Deutsche sorgen sich mehr um die Arbeit

Die Gesundheit ist das höchste Gut - eigentlich steht das außer Frage. Eine Umfrage des „Reader’s Digest Europe Health 2005“ untersuchte die Einstellung der Menschen in Europa zu zentralen Fragen der Gesundheit. Und kam zu interessanten Ergebnissen:

Arbeit ist wichtiger

Überraschend ist im europäischen Vergleich, dass für die Deutschen die persönliche Gesundheit nicht das Sorgenthema Nummer eins ist. Das wirtschaftliche Umfeld und die Arbeitslosigkeit beschäftigen sie weit mehr. Nur 36 Prozent machen sich Sorgen und 19 Prozent sehr große Sorgen um ihre persönliche Gesundheit. Zum Vergleich: Im europäischen Durchschnitt sind es 52 Prozent bzw. 30 Prozent.
Weitere Überraschung: Entgegen vieler negativer Töne in der Diskussion über das Gesundheitssystem wird die medizinische Versorgung in Deutschland als relativ gut eingeschätzt. Gemessen an zehn wichtigen Qualitätsmerkmalen – vom medizinischen Wissen des Personals bis zu den hygienischen Zuständen in Krankenhäusern –, erhielt das deutsche Gesundheitssystem gute Noten. Allerdings macht die Kostenentwicklung in der Gesundheitsversorgung den Deutschen große Sorgen. Und bei der Information über Behandlungsmöglichkeiten wünschen sie sich noch weit bessere Angebote – insbesondere von der Pharma-Industrie.

Eine Frage der Einstellung

Für die Deutschen ist ihre Gesundheit zu einem großen Teil Einstellungssache. Auf die Frage, in welchen Bereichen sie heute mehr für ihre persönliche Gesundheit unternehmen als vor drei Jahren, antworteten 41 Prozent, dass sie öfter versuchen, eine positive Lebenseinstellung einzunehmen. 38 Prozent legen inzwischen mehr Wert auf eine gesunde Ernährung und 35 Prozent achten häufiger darauf, Stress zu vermeiden.
Bei einigen „modernen“ Maßnahmen stehen die Deutschen hinter den anderen Europäern zurück. Eine große Differenz gibt es z. B. bei der Verwendung von sogenanntem Functional Food: Nur 7 Prozent der Deutschen bereichern ihren Speiseplan mit diesen vergleichsweise neuartigen Lebensmitteln – im europäischen Durchschnitt sind es 24 Prozent.

Der Durchblick fehlt

Auf den ersten Blick fühlen sich die Deutschen über Gesundheitsthemen gut informiert: 83 Prozent stimmten dieser Aussage zu. Der europäische Durchschnitt liegt bei 77 Prozent. Die hohe Aufmerksamkeit zum Thema Gesundheit kommt der Pharmaindustrie entgegen, wobei sie jedoch auf zwiespältige Gefühle der Menschen trifft.
Zum einen sind 65 Prozent der Deutschen davon überzeugt, dass Millionen Menschen von neuen Medikamenten profitiert haben. Diese Einstellung teilen 61 Prozent der Europäer. Und 68 Prozent der Befragten im europäischen Durchschnitt sind davon überzeugt, dass Forschungsinvestitionen der Pharmaindustrie die Lebensqualität verbessern. 62 Prozent der Deutschen teilen diese Ansicht. Gleichzeitig aber sehen die Befragten einige Punkte in der Pharmaindustrie mit sehr kritischem Blick: Sind die Kosten zu hoch? Richten Medikamente vielleicht Schaden an?
Die Unsicherheit im Umgang mit Pharmaunternehmen wird auch dabei deutlich, wie die Information zu den Produkten bewertet wird. 42 Prozent der Deutschen gaben an, in Anzeigen oft nützliche Informationen über Gesundheitsprodukte zu finden. Europaweit stimmten sogar 55 Prozent dieser Aussage zu. Aber 34 Prozent der deutschen Befragten sehen z. B. die Produktbeilagen der Pharmabranche bei der Suche nach Informationen zu den Themen Gesundheit und Behandlungsmöglichkeiten als verbesserungswürdig an.

Persönlicher Kontakt ist wichtig

Was unternehmen Deutsche, wenn sie sich krank fühlen? Bei den ersten Anzeichen einer Erkrankung reagieren die Deutschen relativ gelassen. 36 Prozent der Deutschen (Europa: 11 Prozent) warten erst einmal ab und machen gar nichts. 46 Prozent der Deutschen (Europa: 62 Prozent holen Rat ein. 27 Prozent der Deutschen (Europa: 50 Prozent) beginnen sofort mit der Behandlung. Dabei steht mit 86 Prozent der Arzt an erster Stelle als Ratgeber, gefolgt vom Apotheker mit 43 Prozent und von Gesundheitsbüchern / Ratgebern mit 40 Prozent.
Die fünf wichtigsten Themen, bei denen die Deutschen Rat suchen und gern mehr Informationen über Therapien und Behandlungsmöglichkeiten hätten, sind:
Rückenschmerzen: 64 Prozent
Herzerkrankungen: 42 Prozent
Bluthochdruck: 39 Prozent
Allergien / Heuschnupfen: 38 Prozent
Kopfschmerzen: 38 Prozent