Einstellungsmessung per Post

Der frankierte Brief liegt in der Telefonzelle. Jemand muss ihn vergessen haben.
Was würden Sie tun, wenn Sie sich in einer solchen Situation befinden? Würden Sie den Brief für den Unbekannten in den Briefkasten werfen oder würden Sie ihn liegen lassen?
Für diese Frage interessierte sich der Psychologe Stanley Milgram in den 60er Jahren. Also platzierten er und seine Studenten in Telefonzellen und Läden einer kleinen US-Stadt fingierte Briefe.
Der Clou dabei war, dass die genannten Empfänger der Briefe variierten, lediglich die Adresse blieb gleich. Mal sollte der Brief an eine kommunistische Partei, mal an eine nationalsozialistische Vereinigung, mal an eine Ärzte-Gesellschaft geschickt werden.
Der Gedanke hinter der Feldstudie war, auf diesem Weg mehr über die Einstellung der Passanten zu erfahren.
Interessanterweise waren die meisten Briefe, die im Postfach ankamen an die Ärzte gerichtet: 72 von 100 verteilten Briefen an gingen ein. Von den 100 Testbriefen an die Nazis fanden hingegen nur 25 ihren Weg zur Post. In den Ergebnissen spiegelte sich tatsächlich die Einstellung der Einwohner wider.