Geringe Bildung und Perspektivlosigkeit

Das Risiko, schwanger zu werden, ist bei einer Hauptschülerin fünfmal so hoch wie bei einer Gymnasiastin. Dies geht aus einer aktuellen Befragung von 1.800 Schwangeren unter 18 Jahren hervor, die von pro familia-Beratungsstellen in Kooperation mit dem Institut für Sexualforschung und forensische Psychiatrie der Universität Hamburg mit finanzieller Unterstützung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) durchgeführt wurde.
Über ein Drittel der Schwangeren - so die Studie - hat gar nicht oder unsicher verhütet, gut 60 Prozent geben jedoch an, mit der Pille oder Kondom verhütet zu haben. Dies zeigt, dass Anwendungsfehler, aber auch fehlendes Erfahrungswissen, bei der Verhütung ein großes Problem darstellen. „Im internationalen Vergleich liegt die Zahl der Teenagerschwangerschaften in Deutschland auf einem niedrigen Niveau“, Sagt Dr. Elisabeth Pott, Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. „Dennoch zeigen die neuen Studienergebnisse erstmalig für Deutschland, dass geringe Bildung, Arbeitslosigkeit und soziale Benachteiligung das Risiko von ungeplanten Schwangerschaften deutlich erhöhen.“
Risiko ist immer da
„Wenn Jugendliche sexuell aktiv sind, wird es immer auch ungewollte Schwangerschaften geben - wie bei Erwachsenen auch“, sagt Prof. Dr. Gunter Schmidt, Leiter des pro familia-Forschungsprojekts. „Wir müssen anerkennen, dass es ein Restrisiko gibt und sollten vermeiden, in einem diskriminierenden Unterton über jugendliche Schwangere und deren Partner zu sprechen. Gleichzeitig muss geklärt werden, was vermeidbar ist und wie der Zugang aller Jugendlichen zu Informationen sichergestellt werden kann.“ Eine frühzeitige und altersgerechte Aufklärung und sexualpädagogische Angebote sind wesentliche Beiträge zur Verhinderung ungewollter Schwangerschaften bei Minderjährigen. Gerade Jugendliche aus niedrigen Bildungsschichten benötigen besondere Aufmerksamkeit. BZgA-Studien zeigen, dass sie weniger persönliche Ansprechpartner zum Thema Verhütung haben und auch in der Schule weniger über Verhütung sprechen.
Aufklären und weiter aufklären
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat ein neues Aufklärungsmedium entwickelt, das gerade bildungsschwache Jugendliche erreichen soll. „Sexyklopädie“ ist ein Faltblatt, das über die wichtigsten Verhütungsmethoden informiert. Die Internetseite www.loveline.de wendet sich ebenfalls direkt an die Jugendlich.
Vor dem Hintergrund, dass Sexualaufklärung die beste Prävention ist, muss sie eine gemeinsame Aufgabe von Elternhaus, Schule und Gesellschaft bleiben. „Das gemeinsame Ziel aller Akteure im Erziehungs- und Aufklärungsfeld muss sein, so viele Schwangerschaftskonflikte wie möglich bei Jugendlichen zu vermeiden“, fordert Pott.