Martyrium durch Antidekubitus-Matten

In vielen Altenheimen und Krankenhäusern gehören sogenannte „Antidekubitus-Matten“ zur Standardausrüstung. Denn die weichen Unterlagen verhindern das Wundliegen. Doch was den an das Bett gebundenen Patienten helfen soll, hat sich nun als psychischer Problemauslöser erwiesen.

Denn die sanften Schlafunterlagen berauben den Betroffenen jegliches Körperempfindens. Die Beine scheinen zu zerfließen, der Kopf scheint zu schrumpfen, die gefühlten Körpergrenzen lösen sich auf – Durch das weiche Liegen werden zwar Druckgeschwüre vermieden, doch damit geht ein Verlust der Körperwahrnehmung einher.

Im Alltag sind wir es gewohnt, durch die Berührung mit Objekten unseren Körper zu spüren. Wir machen uns ein Bild von ihm, indem wir unsere Ellbogen auf Tische stützen oder unsere Hüften gegen Wände lehnen.

Durch diese ständigen, oft unbewussten Berührungen entwickeln wir ein Gefühl für unseren Körper - In Antikubitus-Betten ist das unmöglich. Gesunde Menschen, die sich für wenige Stunden in sie begeben, berichten von unheimlichen Sinneseindrücken: Der Körper erscheint ihnen auf einmal fern und fremd. Spüren wir unseren Körper eine Zeit lang nicht, überkommt uns ein komisches Gefühl.

Denn unser Körperschema muss ständig durch Sinnesempfindungen aktualisiert werden, um Bestand zu haben. Vielleicht kennen Sie die Fremdheit des eigenen Körpers von Ihrem Besuchen beim Zahnarzt: Bekommen wir eine Betäubungsspritze, fühlen sich die betroffenen Gesichtspartien seltsam an. Die eigene Wange scheint dann plötzlich nicht mehr richtig zu einem zu gehören.

Das Berühren der eigenen Haut fühlt sich unangenehm an - Zum Glück ist das im Fall der Betäubungsspritze nach einigen Stunden vorbei – Bettlägrige befinden sich manchmal monatelang in so einem Zustand, der dann den gesamten Körper betrifft. Wer keine Druckgeschwüre hat, gilt als gut versorgt.

Dass das ein Trugschluss ist, wird klar, wenn man an diese Entfremdung von einem selbst denkt. Daher sollte man Bettlägrigen helfen, ihr Körpergefühl zu bewahren. Schon das „Umlagern“, also das Drehen auf die andere Körperseite, kann dazu beitragen. Auch das Abreiben mit einem rauen Lappen kann helfen, ein Bewusstsein für die eigene Haut zu erhalten. Aber optimal ist Bewegung in jeder Form.
Falls Sie eine pflegebedürftige Person in Ihrem Bekanntenkreis haben, können Sie ihr daher eine Freude machen, indem Sie ihr ein wenig Bewegung ermöglichen. Neben dem sozialen Kontakt, hilft die körperliche Wahrnehmung dann, geistig fit zu bleiben.