Wenn vor Angst das Blut in den Adern gefriert

Panische Angst lähmt nicht nur den Körper, sie kann auch das Blut zum Stocken bringen: Menschen mit einer ausgeprägten Angststörung neigen eher zu einer erhöhten Blutgerinnung als psychisch Gesunde, zeigt eine Untersuchung von Medizinern der Universität Bonn. Dies könnte erklären, warum Angstpatienten ein bis zu viermal so großes Risiko haben, an einer Herzerkrankung zu sterben.
„Mir gefriert das Blut in den Adern“ - diese häufig gebrauchte Redewendung ist nach neuesten Untersuchungen wörtlicher zu nehmen, als so manchem lieb sein wird. Denn starke Angst und Panikgefühle können tatsächlich unser Blut zum Gerinnen bringen und damit das Risiko einer Thrombose oder eines Herzinfarktes erhöhen.
Die Mediziner verglichen das Blut von Patienten, die unter einer ausgeprägten Form einer Panikstörung oder einer sozialen Phobie leiden, mit einer gesunden Kontrollgruppe. Normalerweise halten sich im Gerinnungssystem zwei gegenläufige Mechanismen in etwa die Waage: Bei der Koagulation entsteht ein Blutpfropf, der etwaige Verletzungen abdichtet. Die so genannte Fibrinolyse dagegen löst dagegen den Blutpfropf wieder auf. Bei den Angstpatienten beobachteten die Forscher aber eine Aktivierung der Koagulation bei gleichzeitiger Hemmung der Fibrinolyse.
Die verstärkte Gerinnungsneigung könnte ein Grund sein, warum Angstpatienten statistisch gesehen ein um den Faktor 3-4 erhöhtes Risiko haben, an einer Herzerkrankung zu sterben. „Das heißt natürlich nicht, dass alle Patienten mit einer ausgeprägten Angststörung nun Angst haben müssen, einen Herzinfarkt zu erleiden. Die ermittelten Gerinnungs-Werte waren stets im physiologischen Bereich, also ohne akute Gefahr", erläutert Studienleiterin Franziska Geiser. Eine tatsächliche Gefährdung ergebe sich erst, wenn andere Risikofaktoren dazu kämen, wie z. B. Rauchen und Übergewicht. Die Privatdozentin hat für Angstpatienten aber auch eine ermutigende Botschaft. Denn eine Folgestudie liefert erste Hinweise darauf, dass die Gerinnungsaktivierung bei den Patienten nach einer erfolgreich verlaufenden Therapie rückläufig ist.