In Palliativmedizin ist Atemnot gut behandelbar

Viele Patienten fürchten sich in ihrer letzten Lebensphase vor Atemnot – dabei ist diese oft gut behandelbar. Ohne ausreichende Behandlung verstärkt die Angst vor dem Ersticken die Atemnot, dadurch kommt es zu einem Teufelskreis. „Ersticken, wie im Film durch Zuhalten des Mundes, gibt es in der Realität nicht. Es ist aber möglich und nötig, den Teufelskreis aus Angst und Atemnot zu durchbrechen“, sagte Dr. med. Harald Braun vom Palliative Care Team „Leuchtturm“ bei der Pharmacon, einem internationalen Fortbildungskongress der Bundesapothekerkammer.
Gegen Atemnot werden in der ambulanten Palliativmedizin zunächst nicht-medikamentöse Maßnahmen eingesetzt. Im Vordergrund stehen dabei die Information des Patienten und die Versicherung, dass ihm geholfen werden kann. Dadurch reduziert sich die Angst. Auch ein gut gelüftetes Zimmer, ein auf das Gesicht gerichteter kleiner Ventilator, Lagerungshilfen oder eine Aromatherapie mit ätherischen Ölen sind bei Atemnot hilfreich. Die Beatmung mit Sauerstoff beurteilte Braun als akzeptables Placebo, Absaugen oft als Aktionismus.
Reichen die nicht-medikamentösen Maßnahmen nicht aus, setzt Braun stark wirksame Schmerzmittel (Opioide) ein. Dabei wird die Nebenwirkung der Dämpfung des Atemzentrums ausgenutzt. „Eine Dämpfung des Atemzentrums bei Atemnot erscheint vielen Patienten und ihren Angehörigen paradox.
Aber die positive Wirkung lässt sich leicht erklären: Bei Luftnot und Angst atmet der Körper automatisch schnell, aber nur flach. Wird das Atemzentrum gehemmt, wird seltener, aber effektiver und tiefer geatmet.“
Kombiniert werden die starken Schmerzmittel bei Atemnot mit schnell einsetzenden, angstlösenden Medikamenten. „Ambulante Palliativteams können den Patienten in seiner letzten Lebensphase helfen, weniger zu leiden. Ärzte und Pflegekräfte arbeiten dabei erfolgreich mit den Apothekern vor Ort zusammen.“