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Harninkontinenz kann viele Ursachen haben

Eine Behandlung bei Harninkontinenz verläuft nur dann effektiv, wenn feststeht, um welche der verschiedenen Formen es sich handelt. Bei der Diagnostik sind außer der Streß- und Dranginkontinenz auch seltenere Formen in Erwägung zu ziehen, etwa eine obstruktive Überlaufinkontinenz. Darauf weist die Gesellschaft für Inkontinenzhilfe hin.
Eine obstruktive Überlaufinkontinenz entsteht durch ein Hindernis am Blasenauslaß, zum Beispiel eine vergrößerte Prostata oder eine Harnröhrenstenose. Gegen diese Sperre vermag der Blasenmuskel den Urin nicht mehr vollständig zu entleeren.

Die Blase füllt sich immer mehr, der Blasenmuskel wird überdehnt, er kontrahiert sich, preßt aber bloß kleine Urinportionen ab. Als Therapie eignet sich vor allem eine Operation, bei der man das Miktionshindernis beseitigt. Im Anfangsstadium einer benignen Prostatahyperplasie können auch Medikamente, etwa Phytopharmaka, die Symptome bessern.
Eine weitere Form der Überlaufinkontinenz beruht auf einem funktionellem Defekt: Der Blasenmuskel verliert seine Kontraktionsfähigkeit.

Bei männlichen Patienten im jüngeren und mittleren Lebensalter ist diese Schwäche häufig psychisch bedingt, im höheren Lebensalter dagegen in erster Linie eine unerwünschte Wirkung einer medikamentösen Therapie, etwa mit ACE-Hemmern, Kalzium-Antagonisten, Betablockern, Antidepressiva oder Sedativa.

Die funktionelle Überlaufinkontinenz tritt aber auch auf bei Stoffwechselentgleisungen wie dem Diabetes mellitus oder Erkrankungen des zentralen Nervensystems wie dem Parkinson-Syndrom.

Auch das kann Ursache einer Harninkontinenz sein: Übergeordnete Zentren im Gehirn oder Rückenmark steuern den zweizyklischen Rhythmus der Blasenfunktion - Harnspeicherung und Harnentleerung - nicht mehr richtig, etwa bei älteren Menschen durch fortschreitende Atrophie, durch apoplektischen Insult oder neurologische Erkrankungen. Eine Rehabilitation läßt sich oft durch intensives Toilettentraining erreichen.
Eine Reflexinkontinenz kann auch im Rückenmark entstehen: wenn dort durch Erkrankungen oder Verletzungen Nervenbahnen unterbrochen werden, die das Miktionszentrum im Hirnstamm mit der Blase verbinden.
Ungeordnete Reflexbahnen im tiefen Rückenmark springen dann ein, allerdings nur ungenügend, so daß Blasen- und Schließmuskel nicht mehr mit-, sondern eher gegeneinander arbeiten.
Die Behandlung solcher Patienten sollte medikamentös mit Spasmolytika oder operativ versucht werden.


Von der urethralen Inkontinenz, wo der Urin unkontrolliert aus der Harnröhre austritt, grenzt man die extraurethralen Formen ab. Durch Fistelgänge, zum Beispiel Blasenscheiden- oder Harnleiterfistel, aber auch durch kongenitale Fehlanlagen wie eine ektope Uretermündung geht unbeabsichtigt Urin ab. Eine Behandlung ist im allgemeinen nur durch eine Operation möglich.