Cortisoncreme = Chemische Keule

Quälender Juckreiz, nächtelanges Kratzen – Rund sechs Millionen Deutsche leiden unter Neurodermitis. Besonders häufig sind Kleinkinder betroffen. Durch die Überreaktion des Immunsystems auf äußere Stoffe rötet sich die Haut und kleine Pickelchen bilden sich. Platzen sie auf, entstehen Schuppen, Schwellungen und Hautrisse.
Doch das eigentliche Martyrium ist das Jucken der nässenden, infektiösen Stellen. Das qualvolle Empfinden verführt zum Kratzen, was die Haut zusätzlich reizt und verletzt. Oft versuchen die Betroffenen verzweifelt, einen Ausweg zu finden, indem sie sämtliche Therapien anwenden, die Heilung versprechen. Doch ob Bachblütentherapie oder ständiges Eincremen der Haut mit Melkfett – Gegen die chronische Erkrankung scheint fast nichts zu helfen. Die einzige Lösung stellt oft die Behandlung mit Cortison dar. Das Einreiben der Haut mit cortisonhaltigen Cremes wirkt für gewöhnlich Wunder: Schon nach kurzer Zeit vergeht das Jucken, und die Haut beginnt, zu heilen. Denn das körpereigene Hormon hemmt das Immunsystem.
Dank seiner zuverlässigen Wirkung wurde Cortison zum Standardmittel bei schwerer Neurodermitis.

Aber für die schnelle Linderung zahlt der Körper einen hohen Preis. Denn Cortison erzeugt einen sogenannten „Rebound-Effekt“: Nach Absetzen der Behandlung kehrt die Neurodermitis, meist in noch aggressiverer Form, zurück. Zudem verändert das Hormon das Hautbild. Die Folgen einer dauerhaften Anwendung sind Risse und Rötungen. Zudem entsteht „Pergamenthaut“: Besonders bei der Anwendung auf empfindlicher Haut, wie etwa im Gesicht, führt das Eincremen mit cortisonhaltigen Präparaten zu irreversibler Verdünnung. Daher sollte Cortison möglichst sparsam angewendet und eine langfristige Benutzung vermieden werden. Denn so wunderbar die Wunderwaffe auf den ersten Blick zu wirken scheint, so dramatisch sind die mit ihr verbundenen Folgen.