Gewalt in der Ehe

In 90 Prozent der Fälle häuslicher Gewalt sind Frauen die Opfer. In der Öffentlichkeit wurde Gewalt in der Ehe lange Zeit totgeschwiegen. Fraueninitiativen und einem Wandel im Bewusstsein der Bevölkerung ist es aber zu verdanken, dass das Thema in der heutigen Zeit immer weniger tabuisiert wird. Das ist sehr wichtig, denn oft schaffen es misshandelte Frauen nicht aus eigenen Kräften, ihren gewalttätigen Ehemännern zu entkommen. Sie fürchten, nach einer Trennung in wirtschaftliche Not zu geraten.
Gleichzeitig haben viele Frauen Angst, die Gewalttätigkeit ihrer Partner könne sich infolge von Trennungsversuchen erhöhen. US-Studien zufolge ist das auch der Fall. Bei 75% der Paare erhöht sich die häusliche Gewalt nach Trennungsversuchen.
Die Misshandelten leiden oft extrem unter ihrer Situation.
Entgegen langläufiger Meinungen sind die betroffenen Frauen fast nie masochistisch veranlagt, sie versuchen meist sogar, sich mit Gegenwehr vor den Übergriffen zu schützen.

Warum Männer ihre Frauen schlagen, ist ebenfalls untersucht worden. Ein eindeutiges Tätermuster gibt es nicht, allerdings konnte belegt werden, dass bestimmte Faktoren das Entstehen häuslicher Gewalt begünstigen. Zu ihnen zählen Alkohol- und Drogenkonsum sowie eigene Gewalterfahrungen in der Kindheit.
Oft versuchen die Männer, Druck auf ihre Frauen auszuüben, weil sie sich emotional von ihnen abhängig fühlen. Aus Angst vor einer Trennung betrachten sie ihre Frauen als ihr Eigentum.
Nach verbalen und physischen Gewaltübergriffen zeigen sie aus Angst, verlassen zu werden, zudem häufig „Flitterwochen“-Verhalten. Sie geben sich sehr zuvorkommend und verständnisvoll, versprechen, ihren Partnerinnen nie mehr Gewalt anzutun. Die Realität sieht in den meisten Fällen anders aus.
Um den betroffenen Frauen zu helfen, wird in der Regel eine dreistufige Behandlungsstrategie vorgenommen. Zunächst werden die Frauen aus dem gewalttätigen Umfeld gelöst und an einem sicheren Ort, zum Beispiel in einem Frauenhaus, untergebracht. Anschließend wird versucht, ihr Selbstbewusstsein zu stärken. Im dritten Schritt werden mit den Ehemännern Gespräche geführt, in denen sie lernen, ihrer Wut und Angst in angemessener Weise Ausdruck zu verleihen.