Grüner Tee – Hilfe bei Morbus Huntington?

Dass grüner Tee gesund ist, wissen wir schon seit Längerem. Wissenschaftler des Nationalen Genomforschungsnetzes (NGFN) fanden jetzt heraus, dass er vielleicht sogar Patienten helfen könnte, die unter der Huntington-Erkrankung leiden. Die Substanz Epigallocatechin-3-Gallat (EGCG), die aus grünem Tee gewonnen wird, bremst die Verklumpung des Huntington-Eiweißes. Die Forschungsgruppe um Professor Wanker vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) stellte die Ergebnisse jetzt bei einer internationalen Konferenz über Erkrankungen des Nervensystems in Berlin vor. „Die Substanz könnte Grundlage für die Entwicklung einer medikamentösen Therapie gegen Chorea Huntington und ähnliche Krankheiten sein. Die Ursachen der Huntington-, Alzheimer- und Parkinsonerkrankung sind vergleichbar: ein falsch gefaltetes Protein“, erklärte Wanker.
Bei Chorea Huntington setzt sich das Eiweiß Huntingtin in den Zellkernen von Nervenzellen ab. Aufgrund eines genetisch bedingten Fehlers verliert das Eiweiß seine normale Struktur, sodass die Zelle es nicht mehr abbauen kann. Huntingtin reichert sich so übermäßig an und behindert in dieser hohen Konzentration wichtige Stoffwechselvorgänge der Zelle: Die Nervenzellen werden langsam vergiftet. Die neuen Ergebnisse der NGFN-Forscher zeigen, dass EGCG diesen Verklumpungsprozess verlangsamt und belegen somit wissenschaftlich die heilende Wirkung des grünen Tees. EGCG und andere Inhaltsstoffe des grünen Tees wurden bereits in klinischen Studien für andere Krankheiten, vor allem Krebs, getestet und haben sich als sehr verträglich für den Menschen herausgestellt – eine Eigenschaft, die EGCG zu einem sehr geeigneten Kandidaten für ein Medikament gegen Chorea Huntington macht.
Chorea Huntington, im Volksmund auch Veitstanz genannt, wurde 1872 erstmals von dem amerikanischen Arzt George Huntington beschrieben. Sie gilt als unheilbar und führt dazu, dass Betroffene im Laufe ihres Lebens immer stärker von heftigen, unkontrollierbaren Bewegungen gequält werden. Die Erkrankung hat auch Einfluss auf die Gedächtnisleistung und psychische Verfassung der Betroffenen, wichtige Körperfunktionen wie das Schlucken sind schließlich unmöglich. Die Ergebnisse der Studie sollen in der aktuellen Ausgabe der
Fachzeitschrift Human Molecular Genetics veröffentlicht werden.