Medikamente aus dem Meer

Etwa 9000 Schwammarten sind heutzutage bekannt, viele weitere Arten der Meereslebewesen sind vermutlich noch unentdeckt. In den letzten Jahren haben Schwämme vermehrt das Interesse von Medizinern geweckt. Denn zahlreiche Arten enthalten bioaktive Substanzen. Aus ihnen hoffen die Wissenschaftler Medikamente gegen schwere Krankheiten wie Aids oder Krebs gewinnen zu können.
Eine antibakteriell wirkende Substanz, die in dem im Mittelmeer beheimateten Goldschwamm enthalten ist, könnte, so vermuten Fachleute, das Wachstum von Krebszellen hemmen. Ein weiterer Hoffnungsträger ist der Grobe Stachelschwamm. Die von ihm produzierten antiviral wirkenden Stoffe könnten in naher Zukunft als Grundlage für ein Medikament gegen Aids dienen. Der Grund für die vielfältigen Substanzen, die von Schwämmen entwickelt werden, liegt in deren Evolution.

Als festsitzende, unbewegliche Meeresbewohner können sie vor Feinden nicht fliehen, so dass sie sich mit chemischen Stoffen schützen müssen. Diese Schutzfunktion der Schwämme könnte die Medizin revolutionieren.

Doch den ersten Erkenntnissen steht ein bisher unbewältigtes Problem gegenüber: Zur Herstellung kleinster Mengen heilender Stoffe muss tonnenweise Schwammgewebe verarbeitet werden. Aus diesem Grund versuchen DNA-Spezialisten nun die für die Bildung der Schutzsubstanzen verantwortlichen Gene zu isolieren. Erste Erfolge konnten bereits erzielt werden. Das gilt auch für die Gewinnung neuer Medikamente.
Das erste zugelassene Mittel, das aus einem Schwamm gewonnen werden konnte, ist bereits in den Apotheken erhältlich: Das Herpesmittel Vidarabin.