Mond-Kalender – Placebo lebe hoch

In der Astrologie sind „Mondkalender“ beliebt. Sie zeigen an, an welchem Tag man welche Verrichtungen durchführen sollte, zum Beispiel zum Friseur gehen oder Blumen pflanzen. Dass die Mondperioden einen Einfluss auf die Natur haben, ist unumstritten. Fraglich ist, was der moderne Mensch mit diesen Kalendern will. Soll das Ernten von Getreide denn bei abnehmendem Mond geschehen oder entsteht an bestimmten Mondtagen Holz, das absolut witterungsbeständig ist?
Eher nicht.
Dass für die Anhänger der Mondkalender mit seinen „Weisheiten“ dennoch etwas dran ist, lässt sich psychologisch erklären. Die Kalender taugen an sich wenig, aber die individuelle Informationsverarbeitung spielt und ein Schnippchen. Zum einen gibt es den bekannten „Placebo-Effekt“ – wenn man an etwas glaubt, dann wirkt es auch. „Placebo“ bedeutet auf Latein in etwa: „Ich werde gefallen“: Immer wieder stellte sich heraus, dass vermeintliche Arzneimittel positive Wirkungen entwickeln, nur weil die Patienten an deren Wirkkraft glaubten. Sich selbst erfüllende Prophezeiungen sind ein weiterer, sehr ähnlicher, Faktor: „Wenn ich an etwas glaube, dann passiert es auch.“
Wenn jemand aufgrund des Ratschlags seines Mondkalenders an einem bestimmten Tag eine Tomatenpflanze kauft und pflanzt, wird dieser Mensch aufgrund des speziellen Kauftages auch sehr genau und liebevoll auf das Wachsen und Gedeihen dieser Pflanze achten.
Wo am Himmel der Mond zum Zeitpunkt ihres Kaufs stand, dürfte der Pflanze hingegen recht egal gewesen zu sein. Sie gedeiht bei intensiver Pflege.