Nährwertprofile sollen Verbraucher

Glaubt man der Werbung, steigern Frühstückszerealien die Leistungsfähigkeit, probiotische Joghurtdrinks stärken die Abwehrkraft und Süßigkeiten könnten der Bikinifigur zuträglich sein, weil sie wenig Fett enthalten. Die Zahl der Produkte, die mit nährwert- oder gesundheitsbezogenen Angaben beworben wird, steigt ständig und mancher Verbraucher, der sie hoffnungsvoll gekauft hat, mag sich fragen, warum seine Nase trotzdem läuft.
Wissenschaft statt Werbung
Diese für den Verbraucher unbefriedigende Situation soll sich ändern, wenn ab 1. Juli 2007 in der EU die so genannte Health-Claims-Verordnung gilt. Dann dürfen Lebensmittelhersteller nämlich nur noch mit Aussagen werben, die wissenschaftlich abgesichert und in einer Positivliste der EU enthalten sind. Außerdem muss das Lebensmittel einem vorgegebenen Nährwertprofil entsprechen. Letzteres soll Verbraucher vor allem vor Täuschung und irreführenden Angaben schützen. Die künftig erforderliche wissenschaftliche Untermauerung von Health Claims könnte darüber hinaus auch eine Trendwende bei der Prävention ernährungsbedingter Krankheiten, wie etwa der Fettsucht einläuten.
Ab 2009 spannend
Am Angebot in den Regalen wird der Verbraucher die Auswirkungen der neuen Verordnung wohl erst in zwei bis drei Jahren ablesen können: Bis 2009 soll die wissenschaftliche Basisarbeit auf europäischer Ebene geleistet sein und solange dürfen „alte Health Claims“ auch noch verwendet werden, vorausgesetzt, sie sind nicht irreführend.
Durch die Verordnung wird sich nicht nur für Verbraucher einiges ändern. Sie vereinheitlicht auch die heute in den Mitgliedsstaaten der EU noch sehr unterschiedlichen Regelungen zur Verwendung von nährwert- und gesundheitsbezogenen Werbeaussagen und dürfte so die Einordnung der Produkte durch die amtliche Lebensmittelüberwachung erleichtern. Und auch für die Industrie stellt sie eine Herausforderung dar: Wenn der wissenschaftliche Beweis geführt werden kann, dürfen sie künftig nicht nur mit Aussagen zur Funktion eines Nährstoffes („Calcium ist wichtig für gesunde Knochen“) werben, sondern auch mit Aussagen, die auf die Verminderung eines Krankheitsrisikos hinweisen („Ausreichende Calcium-Zufuhr kann zur Verringerung des Osteoporose-Risikos beitragen“). Solche Angaben sind in Deutschland bislang verboten.
Fett und Zucker
Nährwertprofile sollen als wissenschaftliche Basis für derartige Aussagen dienen: Soll ein Lebensmittel eine nährwert- oder gesundheitsbezogene Angabe tragen, muss das Lebensmittel in seiner Zusammensetzung bestimmten Kriterien entsprechen. Weicht das Lebensmittel nur in Bezug auf einen der vorgegebenen Nährstoffgehalte ab, muss das vermerkt werden. Süßigkeiten, die wenig Fett, aber gleichzeitig viel Zucker enthalten, dürften also nur dann als „fettarm“ beworben werden, wenn gleichzeitig auf einen möglichen hohen Zuckergehalt hingewiesen wird. So soll verhindert werden, dass Verbraucher einen höheren gesundheitlichen Nutzen erwarten, als das Lebensmittel tatsächlich bieten kann. (Bundesamt für Risikobewertung)