Nicht-visuelle Orientierung

Wenn Sie mal wieder spazieren gehen, versuchen Sie doch mal, einige Sekunden mit geschlossenen Augen zu laufen. Vermutlich wird Sie schon nach kurzer Zeit ein Gefühl der Unsicherheit beschleichen. Diese Tatsache lässt erahnen, wie wichtig visuelle Information für unser Orientierungsvermögen ist. Aber wie kann es blinden Menschen dann gelingen, sich zurecht zu finden ?

In diesem Fall macht sprichwörtlich Übung den Meister. Denn mit der Zeit übernehmen die anderen Sinne die Aufgaben der Augen. Das heißt, dass das Fehlen visueller Eindrücke dazu führt, dass sich Hören, Riechen und Fühlen verbessern.

Daher sind viele Blinde in der Lage, anhand von Geräuschen die zugehörigen Schallquellen zu ermitteln und so eine Vorstellung ihrer Umgebung zu erhalten. Ein derartiger Eindruck ist wichtig, um sich zurecht zu finden. Denn je besser die Vorstellung des Raumes, desto einfacher fällt uns die Orientierung.
Das Entstehen der räumlichen Vorstellung verdanken wir einer besonderen Eigenschaft unseres Gehirns: Es fertigt sogenannte „kognitive Landkarten“ von Orten an, also quasi mentale Miniaturen des realen Raumes. Dazu werden unter anderem die Informationen der Augen genutzt. Fehlen sie, übernimmt das Gehör verstärkt die Aufgabe, dem Gehirn zu helfen, kognitive Landkarten zu erstellen.