Sicher hoch hinaus: Erste Hilfe in den Bergen

Wandern durch eine fast unberührte Natur, umgeben von einem wunderschönen Bergpanorama – viele Urlauber zieht es im Sommer nicht ans Meer, sondern in die Höhe. Doch die Unerschlossenheit der Berge kann auch negative Folgen haben, vor allem, wenn Freizeitwanderer in eine Notlage geraten und aus eigener Kraft nicht mehr aus dieser herauskommen.

Die Berge haben ein ganz eigenes Gefahrenpotenzial. Ein plötzlicher Wetterwechsel, Hitze, Erschöpfung oder ein Sturz mit Folgen können die Bergtour schnell beenden. „Der Zeitfaktor spielt in den Bergen eine ganz besonders große Rolle. Viele Wunden müssen beispielsweise innerhalb von ein paar Stunden versorgt werden, aber der nächste Arzt oder das nächste Krankenhaus ist nicht schnell genug erreichbar", erklärt Dr. Ursula Marschall, leitende Medizinerin bei der Barmer GEK. „In unserer technisierten Welt mit Handy und Internet sind wir daran gewöhnt, jederzeit Hilfe holen zu können. Doch in der Ursprungslandschaft der Berge kann die Rettungskette auch einmal unterbrochen sein. Dann ist schnelle Hilfe gefragt, und die kann am besten ein Begleiter direkt vor Ort leisten."
Die häufigste Erste-Hilfe-Maßnahme in den Bergen ist die Wundversorgung. „Auf den ersten Blick scheint es nicht lebensnotwendig zu sein, eine Wunde zu versorgen, doch die richtigen Erstmaßnahmen helfen, die Infektionsgefahr zu reduzieren. Oft wird auch der damit verbundene psychische Aspekt unterschätzt", so Marschall. „Es ist sehr wichtig, dass der Verletzte Ruhe bewahrt, und das gelingt gut durch Hinwendung und beruhigende Ansprache." Ist die Wunde stark verschmutzt, sollte diese zunächst mit klarem Wasser ausgewaschen werden. Hierzu kann auch das Mineralwasser aus der Trinkflasche herhalten. Und wer ein Pflaster aufklebt, gibt eine zusätzliche Streicheleinheit, die nicht nur kleine Patienten tröstet.

Die Folgen von Hitze für den Körper können vielfältig sein. Es kann zur sogenannten Hitzeerschöpfung, zum Hitzekollaps oder sogar zum Hitzschlag kommen. Die Ursachen dafür liegen in der Kombination aus feuchter Hitze, zu wenig Trinken und großer körperlicher Anstrengung. Durch das starke Schwitzen kommt es zu einem starken Wasser- und Mineralienverlust, der dringend wieder ausgeglichen werden muss. Marschall rät zu einer längeren Pause im Schatten. Bei starkem Schwindel und Pulsrasen ist flaches Liegen auf dem Rücken mit erhöhten Beinen empfehlenswert. Die fehlende Flüssigkeit und Mineralsalze sollten Betroffene in kleinen Portionen zu sich nehmen. Hitzschlag ist ebenfalls die Folge großer Hitze und ist ein ärztlicher Notfall. Der Körper kann dann nicht genügend Wärme an die Umgebung abgeben. Begünstigt wird dies durch enge, luftundurchlässige Kleidung. „Hierdurch wird die Thermoregulation des Körpers gestört. Innerhalb von wenigen Stunden entsteht dann ein Wärmestau, und es besteht akute Lebensgefahr. Sinnvoll ist eine langsame Abkühlung des Körpers, beispielsweise mit nassen Tüchern auf Bauch und Waden. Auf keinen Fall sollte eine plötzliche kalte Dusche vorgenommen werden, denn dadurch kann es zu erheblichen Kreislaufstörungen kommen", so Marschall.

Nicht selten bei Wanderern in den Bergen sind Erschöpfungszustände. Dazu kommt es immer dann, wenn die ungeübten Freizeitsportler ihre persönliche Leistungsgrenze überschätzen. Marschall: „Bei Erschöpfung kann es zu körperlichem oder geistigem Versagen bis hin zum Zusammenbruch kommen. Unbedingt notwendig ist dann eine Rast an einem sicheren Ort, der möglichst windgeschützt ist. Besonders wichtig ist eine schnelle Energiezufuhr in Form Kohlenhydraten, beispielsweise durch Schokolade, Brot oder Müsliriegel. Traubenzucker wirkt besonders schnell, hält aber nicht lange vor."

- Kleine Wander-Apotheke
Diese Minimalausrüstung sollten Wanderer auf Tagestouren immer dabei haben: Pflaster, elastische Binde, Mullbinden, Mittel zur Wunddesinfektion, Kompressen, Schmerzmittel, Dreieckstuch, Rettungsfolie, UV-Schutzmittel.