Stellvertretendes Münchhausen-Syndrom:

Die Mütter geben vor, ihr Kind habe sich gestoßen oder sei die Treppe herunter gefallen. Im Krankenhaus kümmern sie sich aufopferungsvoll um ihre Kleinen und verlangen von den Ärzten die beste Behandlung und eine Menge Aufmerksamkeit. Der Gedanke, dass diese Mütter ihre Kinder mit ihren eigenen Händen Verletzungen zugefügt haben, erscheint absurd.
Mütter, die an dem so genannten „stellvertretenden Münchhausen-Syndrom“ leiden, geben sich besonders fürsorglich und besorgt. Das Münchhausen-Syndrom kennzeichnet den Umstand, dass sich die Patienten selbst Verletzungen zufügen, da sie sich erhoffen, danach Fürsorge, Aufmerksamkeit und Pflege durch andere Personen zu erlangen. Bei dem stellvertretenden Münchhausen-Syndrom wird nicht der eigene Körper, sondern der des eigenen Kindes missbraucht. Die Mütter genießen die daraus resultierende Fürsorge für sich und ihr Kind und nutzen die Gelegenheit, sich als liebevolle und besorgte Mütter zu profilieren. Die Täterinnen leiden oft an Gefühlen großer Einsamkeit und sehen sich nach Zuwendung. Durch die zur Schau gestellte Fürsorge ihrem Kind gegenüber erhalten sie die Gelegenheit, sich als gute Mütter zu profilieren und von anderen gelobt zu werden.
Oftmals bleibt das stellvertretende Münchhausen-Symdrom unentdeckt. Die Täterinnen sind meist recht intelligent und in der Lage, vermeintliche Krankheitssymptome ihrer Kinder überzeugend darzustellen. Die betroffenen Kinder erhalten dann auf falschen Annahmen aufbauende Therapien inklusive der auftretenden Nebenwirklungen. Experten gehen davon aus, dass in Deutschland nicht nur Einzelfälle vorliegen, sondern eine recht hohe Dunkelziffer vorliegt.