Alkoholgedächtnis und Sucht

Über 50% der Menschen, die sich aufgrund eines Alkoholproblems einer stationären Behandlung unterziehen, werden rückfällig. Lange Zeit wurden sie deswegen als schwache Persönlichkeiten abgestempelt. Man glaubte, ihnen fehle lediglich die Willenskraft und das Durchhaltevermögen. Erst die Forschung auf dem Gebiet der Neuropsychologie brachte zu Tage, dass nicht allein mangelnder Willen die hohen Rückfallquoten verursacht. Denn Alkohol wirkt anders als andere Drogen nicht nur auf eine einzelne, sondern auf zahlreiche Areale im Gehirn, insbesondere die Regionen, in der Emotionen verarbeitet werden.
Diese Regionen werden auch nach einem Entzug noch durch einfachste Reize, die mit Alkohol assoziiert sind, wie einem Weinglas, aktiviert.
Wenn ein trockener Alkoholiker derartige Objekte sieht, zum Beispiel die Reklame der Stammkneipe, signalisiert ihm sein Gehirn Verlangen nach Alkohol. Perfider Weise ist dem Betroffenen dieser Vorgang nicht bewusst. Je stärker die Aktivierung ausfällt, desto höher ist das Rückfallrisiko.
Da die Patienten während des Aufenthalts in den meisten Kliniken von alkoholassoziierten Reizen ferngehalten werden, erfolgt der Rückfall meist, sobald sie nach der Therapie wieder mit Alkohol-Stimuli konfrontiert werden.
Neuere Ansätze berücksichtigen diese Erkenntnisse über das sogenannte „Alkoholikerhirn“. Gezielt werden die Betroffenen bereits während der Therapie mit alkoholassoziierten Stimuli konfrontiert.