Aortenklappenstenose: Belastbarkeit?

Bei vielen Erkrankungen an den Herzklappen kann man mit Sport selbst dazu beitragen, seinen Gesundheitszustand deutlich zu verbessern. Das gilt auch für die weit verbreitete Aortenklappenstenose. Wichtig ist es allerdings, je nach Schweregrad der Herzklappenerkrankung nur bestimmte Sportarten auszuüben und die körperlichen Belastungen richtig zu dosieren.

Was ist eine Aortenklappenstenose?
Das menschliche Herz hat vier Herzklappen. Die Aortenklappe ist dabei die Klappe, durch die das sauerstoffreiche Blut den Herzmuskel verlässt und in die Aorta (= Hauptschlagader) gelangt, weshalb diese Klappe den Namen „Aortenklappe“ trägt.
Bei einer Aortenklappenstenose ist die Ausflussöffnung der Klappe verengt (Stenosis = die Verengung). Das Blut kann nicht mehr so gut wie bei Gesunden hindurchfließen und vor der verengten Aortenklappe entsteht ein Blutstau, der bis in die Lunge zurückreichen kann. Je nach Schweregrad geraten Betroffene dann schnell in Atemnot (oft schon bei relativ geringen Belastungen). Zudem können Schwindelgefühle bis hin zu Ohnmachtsattacken auftreten, wenn das Herz aufgrund der verengten Ausflussöffnung nicht genügend Blut in den Körper pumpen kann und auf diese Weise eine Unterversorgung des Gehirns erfolgt. Teilweise kommen Schmerzen im Brustkorb hinzu, da der Herzmuskel aufgrund der verringerten Klappenöffnung das Blut gegen einen oft massiv erhöhten Widerstand in den Körper pumpen muss, was zu einer Überforderung des Herzmuskels und entsprechenden Beschwerden in der Herzgegend führen kann.
Welche Belastungen sind bei einer Aortenklappenstenose erlaubt?
Wie stark man sich bei einer Aortenklappenstenose belasten darf, muss immer individuell mit dem behandelnden Arzt anhand bestimmter Untersuchungsergebnisse besprochen werden. Ein wichtiges Kriterium ist dabei der Schweregrad der Aortenklappenstenose (leichtgradig, mittelgradig, schwer), der sich heute in vielen Fällen vergleichsweise einfach mit Ultraschall-Untersuchungen des Herzens ermitteln lässt (= Herzecho). Ebenfalls wichtig ist die Überprüfung des Herzrhythmus, was normalerweise unkompliziert mit EKG-Untersuchungen möglich ist. Als Richtschnur, welche körperlichen Belastungen daraufhin bei einer Aortenklappenstenose erlaubt sind, können die folgenden Empfehlungen der Deutschen Herzstiftung dienen. Tipp: Wenn Sie einen Arztbrief zu Ihrer Aortenklappenstenose vorliegen haben, können Sie darin in aller Regel den Schweregrad der Klappenerkrankung und die EKG-Befunde nachlesen, die im Folgenden zur Beurteilung der Belastbarkeit herangezogen werden.
Was ist wann gut?
Eine uneingeschränkte Sportausübung kann erlaubt werden, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind: 1.) Es handelt sich um eine leichtgradige Aortenklappenstenose. 2.) Es treten keine Beschwerden auf wie etwa unangemessene Atemnot, Schwindelgefühle, Ohnmachtsattacken oder Schmerzen/Engegefühle im Brustbereich. 3.) Im Herzecho zeigt sich eine normale, altersentsprechende Pumpfunktion. 4.) Keine Auffälligkeiten im Belastungs-EKG. Lediglich niedrige Belastungsintensitäten sollten sein, wenn eine mittelgradige Aortenklappenstenose vorliegt, auch wenn die Aortenklappenstenose keine Beschwerden verursacht, die Pumpfunktion noch normal ist und das Belastungs-EKG keine Auffälligkeiten zeigt. In Frage kommen dann z. B. Spazierengehen, Radfahren in der Ebene, zurückhaltend dosiertes Walken, leichte Gymnastik, Golf auf dem Kurzplatz und ähnliche Sportarten.
Keine sportlichen Belastungen sollten bei schweren Aortenklappenstenosen erfolgen, bei denen eine eingeschränkte Leistungsfähigkeit des Herzens vorliegt. In diesen Fällen ist meistens eine OP zu empfehlen.
Tipp: Pulsobergrenze als Trainingshilfe nutzen
Bei vielen Herzerkrankungen sind vor allem Sportarten geeignet, die sich gut dosieren lassen und bei denen Belastungsspitzen vergleichsweise einfach vermieden werden können, z. B. Nordic Walking, moderates Joggen, Radfahren, Fahrradergometertraining oder Skiwandern. Weniger geeignet sind dagegen in vielen Fällen Ballsportarten wie Fußball, Handball oder Tennis, bei denen teilweise viel unkontrollierte Dynamik mit höherer Intensität z. B. zum Erreichen des Balls erforderlich ist, was zu unerwünschten Belastungsspitzen führen kann. Dementsprechend ungeeignet sind bei vielen Herzerkrankungen auch Sportarten wie Sprint- oder Sprungtraining, Klettern, Wasserskifahren, Surfen oder Kampfsportarten, die eine hohe Belastung für das Herzkreislaufsystem darstellen können. Mit einem Belastungstest beim Arzt können Sie auch klären, wie viel für Sie gut ist! Warnsignale nicht ignorieren
Wichtig ist es, dass Sie sich während des Sports allerdings nicht nur auf das Einhalten des maximalen Trainingspulses verlassen. Wichtig ist es auch, das subjektive Wohlbefinden im Auge zu behalten. Treten während des Trainings ernstzunehmende Beschwerden auf, wie etwa Atemnot, Schwindelgefühle, Schmerzen im Brustbereich, ungewohnt heftiges Schwitzen oder Übelkeit, sollten Sie keinen falschen Ehrgeiz an den Tag legen und nicht einfach weitertrainieren, sondern den Sport unbedingt abbrechen und die Beschwerden ärztlich abklären lassen. Möglicherweise hat sich die Herzklappenerkrankung plötzlich verschlechtert, was auf keinen Fall ignoriert werden darf.