Hunde- und Fuchsbandwurm

Der Fuchsbandwurm breitet sich in Deutschland aus, das belegen aktuelle Untersuchungen. In einigen Landesteilen soll inzwischen jeder zweite Fuchs infiziert sein. Was genau ist das für ein Parasit? Wie kann man sich vor ihm schützen?
Bandwürmer generell zählen zu den Parasiten. Das heißt, sie brauchen immer einen Wirt, der sie ernährt. Für den Menschen (lebens-)gefährlich sind zwei Arten, die unterschiedliche Krankheitsbilder auslösen: die Zystische Echinokokkose (Hundebandwurm) und die Alveoläre Echinokokkose (Fuchsbandwurm). Beide gehören zu den meldepflichtigen Erkrankungen.
Ablauf der Erkrankung
Bandwürmer gehören zu den Plattwürmern. Sie leben im Darm ihrer Endwirte und wachsen dort bis zu einer Länge von einigen Zentimetern. Benannt sind die Würmer nach ihren Endwirten.
Es gibt zwei Arten dieses Bandwurms: Den Echinicoccus granulosus (Hundebandwurm). Er ist in erster Linie bei dem Hund-Schaf-Zyklus bedeutend. Schafe sind hier die Zwischenwirte. Deshalb tritt diese Erkrankung meist in Gegenden mit intensiver Schafhaltung auf.
Der Echinicoccus multilocularis (Fuchsbandwurm) fristet sein Leben im Fuchs-Nagetier-Zyklus. Meist sind die Zwischenwirte Mäuse.
Aber beide Bandwurmarten können auch den Menschen infizieren. Dabei ist auch er nur ein so genannter Zwischenwirt. Das heißt, er brütet die Larven aus, entwickelt also keinen ganzen Wurm in seinem Körper. Die Larven des Bandwurms entwickeln sich bevorzugt in Leber, Lunge oder Gehirn. Sie verursachen dort Blasen (Zysten) von mehreren Zentimetern Durchmesser, in denen die Larven brüten.
Der Mensch nimmt die Eier über den Mund auf. Zum Beispiel durch den Verzehr von rohem Fleisch oder von ungekochten Waldbeeren und Pilzen. Außerdem kann der Wurm durch den direkten Kontakt mit Hunden übertragen werden.
Der Parasit kommt weltweit vor. Zu den mitteleuropäischen Risikogebieten zählen für den Hundebandwurm besonders Länder am Mittelmeer. Anders ist das beim Fuchsbandwurm. Er ist vermehrt in der nördlichen Hemisphäre verbreitet. Als besonders gefährdet gilt laut Robert-Koch-Institut zurzeit ein Gebiet, das Süddeutschland, Nordschweiz, Westösterreich und Nordfrankreich umfasst. Allerdings tritt der Bandwurm mittlerweile in fast allen Regionen auf.
Was im Innern passiert
Ein Bandwurm heftet sich mit seinem Kopf an die Darmwand seines Endwirtes. Um sich festzuhaken, hat er Saugnäpfe und hakenförmige Werkzeuge an seinem Kopf. An das Haupt schließen sich die Bandwurmglieder (Proglottiden) an.
Bandwürmer sind Zwitter. In ihren Gliedern haben sie männliche und weibliche Keimdrüsen. Nach der Befruchtung reifen die Eier im Wurm heran. Sind die Eier entwickelt, löst sich das Bandwurmglied ab und wird mit dem Stuhl ausgeschieden. Wer diesen Kot versehentlich verspeist, infiziert sich mit dem Bandwurm.
In Darm des Zwischenwirts schlüpfen die Larven, durchbohren die Darmwand und verteilen sich mit dem Blutkreislauf im Körper. In einem Organ (meist Leber) setzten sie sich fest und bilden dort eine Finne, eine Zweitlarve. Durch den Verzehr von finnenhaltigen Fleisch gelangt der Wurm wieder zum Endwirt – etwa weil der Fuchs die Maus frisst. Im Darm des Endwirtes entwickelt sich aus der Finne der Wurm und alles beginnt von vorne. Zwar bildet der Mensch eine Sackgasse in diesem Zyklus, aber dennoch erkrankt er ernst.
Wo stecken sie?
Die Larve des Hundebandwurms setzt sich bevorzugt in der Leber fest. Sie kann aber auch Lunge oder Gehirn befallen. Dort bilden sich dann die mit Flüssigkeit gefüllten Blasen (Zysten). Sie können bis zu 20 Zentimeter groß werden. Diese Zysten sind speziell aufgebaut: Die äußere Hülle besteht aus Gewebe des befallenen Wirtes. Innen bilden sich kleine Tochterzysten aus. Sie enthalten die Anlagen für den neuen Bandwurmkopf.
Die Larve des Fuchsbandwurms setzt sich fast ausschließlich in der Leber fest. Sie bildet auch nicht eine große, sondern viele kleine Zysten. Sie sind etwa zwei Zentimeter groß und tragen ebenfalls die Anlagen für die neuen Bandwurmköpfe. Einmal ausgeschiedene Eier können mehrere Monate ansteckend bleiben.
Beschwerden
Weil die Zysten des Hundebandwurms große Zysten bilden, machen sie sich durch den Druck auf das umliegende Gewebe bemerkbar: Bei der Leber zum Beispiel weisen Oberbauchschmerzen, Druckschmerz im Oberbauch und Atembeschwerden auf die Erkrankung hin. Hat sich die Zyste in der Lunge ausgebildet, kommt es zum Beispiel zu Bluthusten. Platzen die Blasen auf, sind Hakenwerkzeuge der Larven im Sputum nachweisbar.
Da der Fuchsbandwurm viele kleine Zysten in der Leber ausbildet, sind die Beschwerden meist wenig spezifisch. Und das ist heimtückisch: Bis die Erkrankung entdeckt wird, oft sehr spät, hat der Wurm schon sehr viel Lebergewebe zerstört.
Nachgewiesen werden die Zysten durch bildgebende Verfahren – also Röntgen, Ultraschall oder Computertomographie. Und um ganz sicher zu sein, werden im Blut spezielle Antikörper nachgewiesen.
Schnitt oder Chemie
Die großen Zysten des Hundebandwurms werden chirurgisch entfernt. Dabei muss der Operateur aufpassen, dass er die Zyste im Ganzen entfernt und sie nicht verletzt. Denn sonst streuen die Parasiten ihre Eier erneut in den Organismus. Weiteres Risiko: Wenn durch die Verletzung einer solchen Zyste so große Mengen fremdes Gewebe ausschwemmen, kann es zu einem anaphylaktischen Schock kommen.
Auch eine Chemotherapie ist möglich. Da der Stoff aber nur das Parasitenwachstum hemmt, nicht aber den Wurm selbst vernichtet, ist diese Therapie nur für Patienten sinnvoll, die nicht operiert werden können.
Auch beim Fuchsbandwurm wird versucht, die Zysten mittels Skalpell herauszuschneiden. Ist das Stadium der Erkrankung aber schon fortgeschritten – also viel Gewebe bereits zerstört –, wird ebenfalls chemotherapeutisch behandelt.
Das beste Mittel: Vorbeugung
Weil Bandwurmerkrankungen schlecht zu therapieren sind, sollte der Mensch vorbeugen. Deshalb: Rohes Fleisch und nicht erhitzte Gemüse oder Früchte vom freien Feld (gerade in den Risikogebieten) sollten nicht unbehandelt verzehrt werden. Sehr gründliches Abwaschen ist Pflicht. Kurzes Abkochen (Temperaturen größer 80 Grad) ist besser.
Auch normales Tiefgefrieren hilft nicht. Denn die Larven des Fuchsbandwurms überleben bis zu Temperaturen von minus 80 Grad. Auch Desinfektionsmittel helfen im Falle der Bandwürmer nicht. Wer Haustiere hat (oder sich gar welche aus dem Urlaub mitbringt), sollte sie sofort und dann regelmäßig entwurmen.
Insgesamt ist die Prognose abhängig vom Stadium der Erkrankung. Und selbst nach einer Therapie treten bei vielen Patienten Rückfälle, auf.