Winterdepression: Licht ins Dunkel bringen
Im Dunkeln zur Arbeit gehen, im Dunkeln nach Hause kommen – die kurzen Tage während der Herbst- und Wintermonate schlagen vielen Menschen aufs Gemüt. Schätzungen zufolgen klagt bis zu einem Fünftel der Bevölkerung dann über Abgeschlagenheit und Müdigkeit. Bei vielen bessert sich der Zustand nach einiger Zeit wieder – bei anderen entwickelt sich daraus eine saisonal abhängige Depression.
Hormone mitbeteiligt?
Dem vergangenen Sommer nachtrauern, schlecht aus dem Bett kommen und einfach mal schlecht drauf sein, das ist in der dunklen Jahreszeit nicht ungewöhnlich. Doch einige Menschen klagen über stärkere Symptome wie Schlafprobleme, Maßlosigkeit beim Essen, sozialen Rückzug, Angstzustände und Lethargie, die oftmals zu Problemen innerhalb der Familie, am Arbeitsplatz und in Beziehungen führen. In solchen Fällen sprechen Experten von einer saisonal abhängigen Depression (SAD). Von dieser Form der Depression sind vorwiegend jüngere Menschen betroffen – Frauen häufiger als Männer. Grund dafür können Veränderungen im Hormonhaushalt sein. Beim Prämenstruellen Syndrom (PMS) etwa treten die depressiven Störungen unmittelbar vor der Menstruation auf. Die Anfälligkeit scheint aber auch genetisch mitbestimmt zu sein.
Gestörter Tagesrhythmus
Die Ursache von SAD ist zu wenig helles Licht im Winter. „Wenn das Gehirn über das Auge Licht aufnimmt, werden Hormone ausgeschüttet, die unseren Tagesrhythmus bestimmen. Bei manchen Menschen reicht die geringe Lichtmenge in der dunklen Jahreszeit nicht aus, um diese Hormonproduktion ausreichend zu regulieren", erklärt Dr. Thomas Giese, Neurologe bei der Barmer Gek.
Ab ins Licht
In vielen Fällen hilft eines: Licht. Manchmal können schon regelmäßige Spaziergänge an der frischen Luft die Stimmung wieder heben. Ideal wäre eine Dauer von 30 bis 60 Minuten. Doch selbst eine Viertelstunde während der Mittagspause steigert bereits das Wohlbefinden. Dabei ist es übrigens egal, ob es bewölkt ist oder die Sonne scheint. Reichen die Spaziergänge nicht aus, kann eine spezielle Lichttherapie-Lampe, die es im Fachhandel zu kaufen gibt, helfen. Dabei handelt es sich um eine 10.000 Lux (die technische Maßeinheit für Helligkeit) starke, spezielle Leuchte. Diese Luxstärke entspricht der des Tageslichts. Bei den Lichttherapiegeräten wird das UV-Licht, das für die Augen schädlich wäre, herausgefiltert. „Als Faustregel gilt: Eine tägliche Therapieeinheit von etwa 30 Minuten ist ausreichend", so Giese. Doch auch die Lichttherapie hat ihre Grenzen. Bei einer schweren SAD ist oft zusätzlich eine medikamentöse oder psychotherapeutische Behandlung notwendig. Darum sollte man sich beim Verdacht auf eine SAD an einen Psychiater oder Neurologen wenden