Egel-Therapie: Vielleicht Eklig, in jedem Fall eff

Um gesund zu werden, stellen Menschen viele Dinge an. Einige Methoden muten skurril an, sind aber wirksam. Zu ihnen gehört die Blutegelbehandlung. Die Nutzung von Blutegeln ist keine neuere Erfindung. Tatsächlich ist die Egel-Therapie fast 2000 Jahre alt. Im 18. Und 19. Jahrhundert erfreute sie sich besonderer Beliebtheit, da das Aderlassen als Therapie bei vielen Krankheitsbildern herangezogen wurde. Beim Aderlass wir dem Patienten eine große Menge Blut abgenommen. In der damaligen Zeit glaubte man, Blut könne „schlecht“ werden, zum Beispiel durch ein körperliches Ungleichgewicht in Bezug auf andere Flüssigkeiten wie Galle oder Schleim. Üblich zum Aderlass war der Einsatz so genannter „Flieten“ oder „Schröpfschnepper“, speziell konzipierter Schneidewerkzeuge. Eine weitere Möglichkeit, Blut abzunehmen, war das Aufsetzen von Blutegeln. Heutzutage weiß man, dass das Abnehmen von Blut bei den meisten Krankheiten keinen positiven Effekt hat und eher schadet denn nutzt. Anders ist das nur im Bereich der rekonstruktiven Chirurgie.
Wenn Gliedmaße vom Körper getrennt wurden, kann es sein, dass nach der Transplantation zuviel Blut in die wiederhergestellten Körperteile einschließt. Dieses muss dann abgeführt werden. Und hierzu kommen die Blutegel ins Spiel. Mit ihnen gelingt das besonders effizient. Denn die Tiere saugen das Blut aus dem Gewebe und erhalten es dabei gleichzeitig am Leben, da sie ein Gleichgewicht aus Blutzustrom und -abstrom herstellen. Gleichzeitig betäuben sie die Körperpartie mit schmerzstillenden Substanzen. Wer sich als Betroffener einer Transplantation nicht vor den kleinen Tieren ekelt, kann also von ihnen profitieren.
Die Egel kommen übrigens immer nur einmal zum Einsatz.
Nach ihrem Dienst am Patienten werden sie aus Gründen der Sterilität nicht weiter in der Chirurgie verwendet