Therapie für alkoholkranke Führungskräfte

Schätzungen zufolge sind etwa fünf Prozent der Deutschen alkoholkrank. Weitere etwa 8 Millionen Menschen in der BRD zeigen einen als riskant einzustufenden Alkoholkonsum. Bisher setzte man zur Behandlung von Alkoholismus auf stationäre Langzeittherapien. In Entzugskliniken sollen die Betroffenen lernen, ihre Sucht zu kontrollieren. Viele erzielen in der Klinik gute Fortschritte. Doch die Rückfallquoten sind immens. 70 bis 80 Prozent greifen nach der Behandlung in der Klinik wieder zur Flasche. Nun soll ein neues Therapiekonzept Alkoholkranken helfen, langfristig „trocken“ zu bleiben. Der Ansatz wurde am Max-Planck-Institut entwickelt und nennt sich „Ambulante Langzeit-Intensiv-Therapie für Alkoholkranke“, kurz „Alita“.
Im Gegensatz zu der üblichen stationären Behandlung bleiben die Teilnehmer während der Therapie in ihrem gewohnten Umfeld und gehen weiterhin zur Arbeit. Die Behandlung erfolgt diskret vor und nach der Arbeit. Damit richtet sich Alita insbesondere an Führungskräfte und Selbstständige. Für Unternehmen ist es oft günstiger, Spitzen-Kräfte zu behalten als hohe Abfindungen zu bezahlen, und Selbstständige verlieren nicht durch einen längeren Klinikaufenthalt ihre Existenzgrundlage.
Die Kontrolle bei Alita ist strikt. Täglich müssen die Betroffenen Urinproben abgeben – auch an den Wochenenden. Diese werden dann auf Spuren von Alkohol und anderen Drogen untersucht. Wer einen Termin verpasst, wird von einem Betreuer am nächsten Tag zuhause aufgesucht. „Aggressive Vorsorge“ nennen Fachleute dieses Konzept. Zudem finden regelmäßige Therapiegespräche statt und das Medikament Disulfiram wird unter Aufsicht eingenommen. Es führt zu starker Übelkeit, sobald Alkohol getrunken wird. Die ambulante Therapie dauert zwei Jahre. Nach der Therapie werden mehr als 50 Prozent der Teilnehmer auch Jahre später nicht mehr rückfällig.