Prostatakrebs: PSA-Test zur Früherkennung kann auc

Die Zahl der Männer, bei denen Prostatakrebs entdeckt wird, hat sich in den vergangenen Jahrzehnten mehr als verdoppelt. „Hauptursache dafür ist die Früherkennung durch den sogenannten PSA-Test", sagt Klaus Koch, Leiter des Ressorts Gesundheitsinformation beim Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Früherkennung soll das Risiko verringern, an Prostatakrebs zu sterben. Dabei kann der PSA-Test helfen, bei dem im Blut die Menge des prostataspezifischen Eiweiß gemessen wird. Ein Nachteil des Tests ist aber, dass er auch Krebsgewebe entdeckt, das nie zu Beschwerden geführt hätte. „Wird etwas gefunden, macht das nicht nur Angst, sondern zieht oft auch belastende Behandlungen nach sich", sagt Koch. „Diese sogenannten Überdiagnosen werden so oft gestellt, dass Prostatakrebs heute die häufigste Krebsart bei Männern ist."
Wieso führt der PSA-Test zu mehr Krebsdiagnosen?
Ziel jeder Früherkennungs-Untersuchung ist, Krebs zu entdecken, bevor er Beschwerden verursacht. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Früherkennung zunächst zu mehr Krebsdiagnosen führt. Krebs kann sich aber sehr unterschiedlich verhalten und entwickeln. Das trifft auch auf Prostatakrebs zu. Es gibt aggressive Krebsformen, die schnell wachsen und das Leben verkürzen können. Doch Studien zeigen, dass viele ältere Männer einen kleinen Tumor in der Prostata haben, der entweder gar nicht wächst oder nur so langsam, dass er nie Beschwerden verursachen würde.
Plötzlich ein Thema?
Ist der PSA-Test auffällig, werden bei einer Biopsie Gewebeproben entnommen. Durch diese Früherkennungsuntersuchung erhalten heute jedes Jahr mehrere 10.000 Männer die Diagnose „Prostatakrebs", ohne zunächst zu wissen, was das für sie bedeutet. „Im günstigsten Fall wird ein Tumor entdeckt, der sich durch die frühe Entdeckung besser behandeln lässt oder sogar geheilt werden kann", erklärt Koch. „Doch andere Männer haben nur Nachteile: Bei ihnen wird Prostatakrebs gefunden, der langsam oder gar nicht wächst. Diese Männer hätten sich ohne Früherkennung zeitlebens nicht mit dem Thema Prostatakrebs beschäftigen müssen." Wie viele Männer einen Nutzen und wie viele einen Schaden haben, lässt sich heute abschätzen: Studienergebnisse zeigen, dass der PSA-Test innerhalb von elf Jahren 1 von 1000 älteren Männern davor bewahren kann, an Prostatakrebs zu sterben. Dem steht als wichtigster Schaden gegenüber, dass 36 von 1000 Männern eine Krebsdiagnose erhalten, ohne von der frühen Entdeckung zu profitieren.
Die Diagnose „Krebs" und mögliche Behandlungen sind belastend
Ärzte versuchen den Schaden in Grenzen zu halten, indem sie bei der Diagnose die Aggressivität eines Prostatakrebs abschätzen. Männern mit einem wahrscheinlich nicht aggressiven Tumor bieten sie dann an, zunächst einmal abzuwarten und den Tumor nicht direkt zu behandeln. „Dass man bei der Früherkennung Krebsgewebe erst findet und dann abwarten soll, wie es sich entwickelt, erscheint vielen Männern widersinnig", so Koch. Doch es gibt tatsächlich gute Gründe, sich bei einem nicht aggressiven Prostatakrebs zunächst gegen eine Operation oder Bestrahlung zu entscheiden. Denn eine Bestrahlung oder operative Entfernung der Prostata ist selbst belastend und oft kommt es zu Nebenwirkungen wie Impotenz und ungewolltem Harnverlust. „Die Entscheidung für einen PSA-Test kann also einiges nach sich ziehen", so Koch. „Da ist es gut, Für und Wider in Ruhe abzuwägen und nichts zu überstürzen."